Neues Leben in einer alten Schule

Bunter Block Bochum

Portrait

Auf einen Blick

Idee

Aktiv und gemeinschaftlich in einer lebenswerten Umgebung wohnen. Als Grundprinzip soll immer ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen gelten

Themen

Solidarisch Wohnen, Selbermachen, Ökologisch Bauen und Sanieren,

Wo, seit wann

Bochum-Leithe, Erbbaurechtsvertrag mit Stiftung trias seit 2019

Objekt

Ehemalige Schule von 1911 mit Nebengebäude von 2006, rund 4.300 m² Grundstücksfläche, ca. 840 m² Wohnfläche, 11 Wohneinheiten, gemeinschaftlich genutzt u.a. Werkstatt, Gemeinschaftsküche, Multifunktions-Aufenthaltsraum, Büro/ Coworking-Space, Unverpackt-Laden, Waschküche, Schulhof entsiegelt: Garten. Behutsame, ressourcenschonende Sanierung

Bewohnerschaft

22 Erwachsene, 10 Kinder

Beschreibung

Der Bunte Block, beheimatet in der ehemaligen Bertram-Grundschule in Bochum Leithe, ist ein relativ junges Wohnprojekt. 2018 hat sich die Gruppe zusammengefunden – bunt zusammengewürfelt, wie der Name des Projekts schon vermuten lässt. Gemeinschaftliches und kostengünstiges Wohnen, Selbstbestimmung und Teilhabe, die Schonung von Ressourcen und ökologisches Bauen sind wichtige gemeinsame Anliegen. Ende 2019 wurden die 11 Wohnungen in der Bertramschule bezogen. Diese stand zuvor einige Jahre leer und erfreut sich nun mit dem Wohnprojekt einer neuen Nutzung in ihren altehrwürdigen Gemäuern.

Themen

  • Solidarisch Wohnen

    Die Gruppe vom Bunten Block will eine solidarische Gemeinschaft bilden, unabhängig von Alter, sozialer oder kultureller Herkunft, Einkommens- und Lebenssituation. Die niedrige Kaltmiete von 5,50 Euro und die Möglichkeit Solidaranteile zu zeichnen ermöglicht es Menschen unabhängig vom Einkommen und finanzieller Ausstattung, Teil der Vision vom gemeinschaftlichen Wohnen zu werden. Jede*r soll sich nach seinen Möglichkeiten und Interessen einbringen können. So schafft das Leben im Projekt Freiräume und Sicherheit für die Bewohner*innen, die dazu beitragen, privat und kollektiv Potentiale zu entfalten – ob Berufswechsel, Naturerlebnisse, Selbstversorgung oder einfach der persönliche Austausch. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden Lösungen für gemeinsame Versorgung, Kinderbetreuung und Heimarbeit gefunden. Das Engagement macht nicht an den Grundstücksgrenzen des Bunten Blocks halt, sondern wirkt auch in den Stadtteil hinein, beispielsweise durch die Übernahme der Spielplatz-Patenschaft für den angrenzenden Spielplatz, der Mitgestaltung eines Stadtteilfestes oder den Kontakt zu Stadtteilinitiativen und örtlichen Kirchengemeinden.

  • Selbermachen

    Der Bunte Block ist ein selbstverwaltetes Projekt mit einem vielfältigen Wissensfundus. Die Mitglieder kommen regelmäßig zum Austausch in Plena und in unterschiedlichen AGs zusammen. Ein jährlicher Wechsel von Vorstand und Aufsichtsräten verteilt die Verantwortung auf viele Schultern. Möglichst viel selber machen – dieses Credo gilt auch für Sanierungs-, Um- und Ausbauarbeiten. Ein detailliertes Ausführungshandbuch und gemeinsame Bau-Workshops unterstützen die Genoss*innen dabei, Trockenbauarbeiten, Maler- und Bodenbelagsarbeiten, Feininstallationen und weitere Ausstattungen selbst durchzuführen.

  • Ökologisch Bauen und Sanieren

    Ökologisch zu Bauen bedeutet für die Menschen aus dem Bunten Block vor allem, die in der vorhandenen Bausubstanz gebundene Graue Energie zu nutzen, Dinge zu reparieren und für die Zukunft nachzunutzen. In erster Linie werden also Bestandskonstruktionen und –bauteile geschützt bzw. Instand gesetzt. Bei notwendigen Neueinbauten werden ressourcensparende und reparaturfreundliche Konstruktionen angestrebt. Einige konkrete Beispiele: Die alten Holzfenster in den Wohnungen wurden eigenhändig restauriert und durch eine zusätzliche Scheibe thermisch aufgewertet. Ein umfangreiches Materiallager bietet die Möglichkeit, Baumaterial wiederzuverwenden statt neu zu kaufen. Und die funktionierende bestehende Gastherme wurde weitergenutzt.

Gebäude

Die Bertramschule mit ihrem identitätsstiftenden Hauptgebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts wurde früher als Grundschule genutzt. Seit 2013 stand sie leer. 2018 wurde sie seitens der Stadt speziell für die Nutzung durch ein Wohnprojekt ausgeschrieben. Die Projektgruppe des späteren Bunten Blocks überzeugte mit ihrem Konzept, das Grundstück wurde von der Stiftung trias gekauft und im Erbbaurecht an die Bunter Block eG weitergegeben. Gemäß dem Ansatz der Projektgruppe erfolgten die notwendigen Umbauten und Sanierungsarbeiten mit viel Eigenleistung und unter Beteiligung aller Bewohner*innen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ende 2019 war die Bauphase abgeschlossen und die insgesamt 11 Wohnungen konnten zum Jahreswechsel übergeben werden.

Verschiedene Gemeinschaftsflächen und –Einrichtungen bieten die Möglichkeit, Räume und Ressourcen zu teilen und privat und gemeinschaftlich diverse Projekte anzugehen. Zur Verfügung stehen u.a. eine Werkstatt, eine Gemeinschaftsküche, eine Waschküche, ein Multifunktions-Aufenthaltsraum, ein Büro/ Coworking-Space, ein projektinterner Unverpackt-Laden im Keller, eine Givebox und nicht zuletzt der Schulhofgarten, der bis August 2022 noch überwiegend asphaltiert war. Eigenhändig wurde er entsiegelt und gemeinsam mit einer Gartenlandschaftsbaufirma vorbereitet, um barrierefreie Wege in die Gemeinschaftsräume zu schaffen und zukünftig einen Permakulturgarten entstehen zu lassen. Hierbei steht ein ganzheitliches Regenwassermanagement und ein ökologisch(er)es Versorgungskonzept im Vordergrund.